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 Lidl
g.beyschlag Offline



Beiträge: 3

08.08.2006 08:46
Leserbrief zum Beitrag Chiemgauzeitung v. 11./12.3.06 „Lidlbefürworter melden si Antworten

Brauchen wir noch eine regionale Nahversorgung ? Wieder einmal erhitzen sich im Chiemgau die Gemüter um die Ansiedlung eines Großflächen-Discounters in einer Orschaft, die sich bisher durch traditionell gewachsene dörfliche Strukturen auszeichnet. Nach dem Bürgerentsched 2004 in Grassau, bahnt sich nun in Chieming ein Bürgerbegehren zum gleichen Thema an. Es sei denn, der Chieminger Gemeinderat macht sich die Lehren aus der Achentalgemeinde zu Nutze und wägt Soll und Haben einer Großflächenansiedlung, wie sie ein Dis- counter darstellt für das Gemeinwohl seiner Bürger ab. Jedes Jahr verschwinden 30.000 inhabergeführte Einzel- handelsgeschäfte unwieder-bringlich. Sie waren bisher die tragenden Säulen für eine regionale Nahversorgung und dies oft über mehrere Generationen hinweg. In einer Zeit jedoch, wo nur noch der Preis und nicht mehr der Wert zählt werden letzlich nun auch ländliche Strukturen, die über Jahrzehnte Lebensart und Lebens- qualität gewährleistet haben einem gnadenlosen Primat der Gewinnmaximierung geopfert. Hierfür stehen die über- regionalen Discounterketten von ALDI über PLUS bis LIDL (Kauflandstiftung). Ausgerechnet die Discounter sollen nun als Allerheilmittel gegen ene drohende Verödung der Ortskerne herhalten. Dabei ist das erklärtes Ziel der Billiganbieter die Ver- kürzung der Wertschöpfung, d,h. der Region Kaufkraft zu entziehen, um diese woanders profitabler investieren zu können. Dies fällt diesen um so leichter, da sie als „Global Players“ auf die lokalen Absatzmärkte nicht beim Einkauf ihrer Waren angewiesen sind. Damit sind sie in -der Lage eine rücksichtslose Kostenminimierung bei Lieferanten, wie Personal durchdrücken zu können. Es gilt das Motto: weniger Kosten auf Kosten von Beschäf- tigung, Qualität und Vielfalt. Eine komfortable Ausgangssituation, die durch die Tatsache noch gesteigert wird, daß Bilanz nicht vor Ort, sondern in den Konzernzentralen gezogen wird, - steuerbegünstigt natürlich. Dem kann der Einzel(-kämpfer)händler vor Ort nicht gewachsen sein und was Wunder, wenn er schließlich resigniert das Handtuch wirft bzw. potentielle Nachfolger vor soviel Chancenungleichheit zurückschrecken und ihr Heil sprich Existenz woanders suchen. Nicht Marktwirtschaft wird hier praktiziert, sondern eiskalte Marktmacht. Auf der Strecke bleibt die regionale Nahversorgung als Garant für Produkte, die in der Region erzeugt werden und ihren Bewohnern Lohn und Brot, werthaltige Nahrung und Vielfalt garantieren. Die persönliche Beziehung zwischen Erzeuger und Verbraucher wird durch die Anonymität von Massenprodukten ersetzt. So könnte der Preis, den das vermeintliche Schnäppchen beim Discounter kostet unerwartet hoch sein und mit Arbeitsplatzverlust und Verarmung bezahlt werden müßen. Das ist bereits woanders geschehen und wird im Chiemgau nicht anders sein. Bevor bei der Ortsentwicklung auf auswärtige Interessen(-ten) gesetzt wird, sollten die lokalen Potentiale mobilisiert werden. Dies ist im wahrsten Sinne des Wortes nahe-liegend und hält die Region vital.

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