Der Einzelhandel selbst hat erst die Voraussetzung dafür geschaffen, daß die Kunden zu den Discountern abgewandert sind. Da fehlt es oft "hinten und vorn" bei den Einzelhandelsgeschäften: Wenig Auswahl, Mäßige Warenpräsentation, unfreundliches u. inkompetentes/unmotiviertes Personal, schlechte Beratung.
Das kann beim Discounter zwar auch passieren, aber dafür hat der Kunde dort einen Preisvorteil.
Ich weiß nicht, wo Sie wohnen. In Chieming? Sicher nicht! Unser Dorf hat ein Lebensmittelgeschäft mit großem Sortiment auf ca. 480m² Verkaufsfläche, 2 Metzgereien, 2 Bäckereien, 2 Getränke- und einen Drogeriemarkt. Keines der von Ihnen genannten Kriterien trifft auf diese Geschäfte und ihr freundliches Personal zu. Eher schon auf einen Discounter, der nur billig sein kann mit geringstem Personalaufwand, begrenztem Sortiment und oft fragwürdigen Beschaffungsmethoden. In der Presse und im Internet finden sich dazu Negativberichte in großer Zahl.
Preisvorteil? Billig kommt oft teuer zu stehen. Unnützes wird wegen der „Schnäppchenpreise“ gekauft. Das Geld fehlt dann in der Haushaltkasse für den Kauf gesunder Lebensmittel aus einheimischer Produktion.
Zugegeben: Die Einrichtung von Geschäften mit noch größeren Verkaufsflächen ist im Dorf mit einer Hauptstraße, durch die dann noch der ganze Durchgangsverkehr donnert, problematisch. In Stosszeiten fehlen dann auch mal einige Parkplätze.
Deshalb aber auf der „Grünen Wiese“ – 2 km vom Ortszentrum entfernt – mit einem 60 m langen 08/15-Gebäude ( 1400m²) und über 100 Parkplätzen die Landschaft zu versiegeln, widerspricht einer nachhaltigen Dorfentwicklung.
Deshalb der Expansionswut von milliardenschweren Discounterkonzernen – wie eine Seuche überziehen sie das Land, bis auch im kleinsten Dorf der mittelständische Handel zur Aufgabe gezwungen wird – das Wort zu reden, ist sehr kurzsichtig.
Hans Pauleit